Kürzlich habe ich die Autobiographie von Fredl Fesl mit dem schönen Titel „Ohne Gaudi is ois nix“ gelesen. Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk meiner Frau, über das ich mich sehr gefreut habe. Das Lesen hat mir viel Spaß gemacht und nicht selten musste ich lauthals lachen.
Ein Abschnitt ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, und zwar nicht wegen seines Humorgehalts, sondern wegen des darin enthaltenen Tiefsinns. Fesl schreibt auf Seite 61: „Zwar wusste ich nicht genau, was ich wollte, doch ich wusste immer sehr genau, was ich nicht wollte. Und wenn ich mich in irgendeiner Situation nicht wohlgefühlt habe, wurde die Situation so lange verändert, bis ich mich wieder wohlfühlte.“ Was für eine bemerkenswerte Aussage! Vor allem kann man sie auf so viele Bereiche des Lebens anwenden. Bleiben wir aber bei der Musik, dem Grundthema dieser Kolumne.
Auch in der Musik weiß man zu Beginn des Probens meist nicht genau, wohin die Reise geht. Klar, man hat eine Vorstellung von einem Stück, meist weil man es schon irgendwo gehört oder oft gespielt hat. Richtig spannend wird es aber, wenn sich während des Probens, das ja immer ein Ausprobieren sein sollte, etwas entwickelt, was vorher nicht vorhersehbar war. In der Regel geschieht das, weil man nach und nach das ausschließt, was man so nicht haben will. Man nähert sich von verschiedenen Seiten an und belässt es bei den Facetten, bei denen man das Gefühl hat, dass sie durch das Proben stimmig geworden sind. Wenn anschließend in einem Konzert das übrig ist, worin man sich beim Musizieren besonders wohlfühlt, ist der Genuss groß.
Fredl Fesl schreibt weiter in seinem Text: „Einfach ist dieser Weg nicht, aber abwechslungsreich.“ Wie recht er doch hat! Ich würde dem aber noch hinzufügen, dass dieser Weg erfüllend ist, weil er die eigene Kreativität fördert. Wie langweilig und trostlos wäre es, würde Musik immer so gespielt, wie sie in der Vergangenheit gespielt wurde. Neue Aspekte, neue Perspektiven, neue Herangehensweisen sind wichtig. Sie sind es unbedingt wert, betrachtet und ausprobiert zu werden. Alles beim Alten zu belassen ist bequem, bringt einen aber nicht weiter.
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