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Geigenbögen

Heute schreibe ich über ein Thema, das für eine Blasmusikzeitschrift eher ungewöhnlich sein dürfte. Es geht um die Bögen von Streichinstrumenten. Wussten Sie, dass nahezu alle mittel- bis hochwertigen Bögen aus nur einer Holzart gefertigt sind? 

Fernambuk heißt das begehrte Holz. Der Baum wird auch Pau Brasil genannt. Die Brasilianer betrachten ihn als ihren Nationalbaum. 

Für die klassische Musik, und nicht nur für sie, ist dieser Baum also von enormer Bedeutung. Gute Bögen kosten gut und gerne mehrere zehntausend Euro. Diese Wichtigkeit hat leider auch dazu geführt, dass Fernambuk zu denjenigen Arten gehört, die vom Aussterben bedroht sind. Obwohl der Baum schon seit 2007 unter Schutz steht, ist er wegen der hohen Preise, die mit ihm erzielt werden, nach wie vor ein begehrtes Objekt des illegalen Holzhandels, obwohl er durch das CITES-Artenschutzabkommen geschützt ist. Derzeit wird er dort im Anhang 2 gelistet, was ihm umfassenden, aber noch nicht höchsten Schutz gewährt. Aufgrund der Bedrohungslage ist zu erwarten, dass er in absehbarer Zeit in den Anhang 1 aufgenommen wird, wodurch der Handel, aber auch die Ein- uns Ausfuhr über Ländergrenzen hinweg nur noch möglich ist, wenn nachgewiesen werden kann, dass das Holz, oder verarbeitete Teile davon, aus der Zeit stammen, wo der Baum noch nicht geschützt war. Für den Handel mit Bögen und für das Reisen von uns Orchestern wäre dies erst einmal eine riesige Herausforderung, weil diese Nachweise durch eine bisher fehlende Zertifizierung nicht so ohne weiteres erbracht werden können. Aus diesem Grund ist es anzustreben, im Vorfeld einer Neueinstufung zwei Maßnahmen zu ergreifen. Erstens: Fernambuk und andere bedrohte Holzarten müssen unbedingt geschützt und die Habitate ausgeweitet werden. Der Erhalt der Arten muss oberste Priorität haben. Zweitens: Es müssen auf politischem Weg strukturelle Möglichkeiten geschaffen werden, den Handel und das Reisen mit Bögen weiter zu ermöglichen, zumindest wenn gewährleistet ist, dass das verwendete Holz aus der Zeit vor den Schutzmaßnahmen stammt.  

Fernambuk wächst ausschließlich in einem eher kleinen Gebiet Brasiliens, der Mata Atlantica. Der Baumbestand dort ist enorm reduziert, weil seit dem 16. Jahrhundert nutzbare Bäume geschlagen und Flächen für die Landwirtschaft umgenutzt wurden, beispielsweise für den Anbau von Kaffee und Zuckerrohr.  

Genau hier setzt ein Schutzprojekt an, das der Verein Orchester des Wandels, dessen Vorstandschaft ich angehöre, gemeinsam mit Eben!Holz, dem Naturschutzverband der Geigen- und Bogenbauer, ins Leben gerufen hat. Unser Partner vor Ort ist SAVE Brasil, eine Vogelschutzorganisation. Die Vögel brauchen nämlich die Bäume und die Bäume die Vögel. Das Programm sieht vor, dass vor Ort neue Bäume gepflanzt, die Schutzzonen ausgeweitet und die beiden noch bestehenden Habitate verbunden werden. 

Diese Kolumne reicht nicht aus, um das Thema Fernambuk in aller Ausführlichkeit zu beschreiben und die vielen Details zu erläutern. Je mehr man sich aber damit beschäftigt, um so dringlicher wird man die Notwendigkeit verspüren, zu handeln. Auch wenn wir es nicht immer gleich erkennen: Jede Art ist für irgendwen oder irgendetwas wichtig. Dem umfassenden Artensterben auf dieser Welt tatenlos zuzusehen, ist definitiv keine gute Idee. 

Wer sich umfassender über Fernambuk und andere Natur- und Artenschutzprojekte unseres Vereins informieren will, kann einen Blick auf unsere Homepage werfen. 

www.orchester-des-wandels.de

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