Nun bin ich seit mehr als einem Jahr Vorstand im Verein »Orchester des Wandels«, einer Vereinigung von mittlerweile 37 deutschen Berufsorchestern, die sich für den Schutz von Klima, Umwelt und Arten engagieren.
Mag sein, dass jetzt einige stöhnen, weil sie nicht schon wieder etwas über das Thema Klima hören bzw. lesen wollen. Keine Sorge! Thema dieser Kolumne werden hauptsächlich die vielen Menschen sein, die ich kennenlernen durfte, weil ich dieses Ehrenamt übernommen habe. Gleichzeitig soll diese Kolumne dazu ermutigen, Ehrenämter zu übernehmen. Denn auch wenn es Arbeit macht, sich freiwillig zu engagieren, bekommt man meist sehr viel der investierten Energie zurück – vor allem eben durch die Menschen, die man (näher) kennenlernt.
In meinem Fall sind es zum einen die Kollegen des Vorstands. Mittlerweile fühle ich mich ihnen freundschaftlich verbunden, obwohl ich einige von ihnen noch nie »in echt« getroffen habe. Wir Vorstandsmitglieder sind nämlich über fünf Bundesländer verteilt, daher finden die Sitzungen ausschließlich über Zoom statt.
Zum anderen sind es die vielen Kolleginnen und Kollegen aus den Mitgliedsorchestern. Für mich ist gerade das besonders spannend, weil ich sie kennenlerne, ohne mit ihnen zu musizieren, ohne dass es eine Rolle spielt, ob man in einem kleinen Orchester spielt oder in einem großen, unabhängig davon, welches Instrument wer spielt. Wir treffen uns einzig und allein, weil wir gemeinsam etwas zum Positiven verändern wollen. Und ja, wir alle finden, dass der Schutz von Klima, Natur und Arten ein zentrales Thema auch für uns Kulturschaffende ist.
Eine besondere Begegnung hat mir mein Vorstandsamt im Juni beschert. Ich war in den Zoo Zürich eingeladen. Eines der zentralen Förderprojekte unseres Vereins ist ein Wiederaufforstungsprojekt auf Madagaskar, im dortigen Masoala-Nationalpark. Madagaskar übrigens deswegen, weil der dortige Regenwald auch für den Bau von Musikinstrumenten gerodet wurde. Das Projekt wird von der Wildlife Conservation Society betrieben, vom Zoo Zürich unter Federführung des äußerst umtriebigen Dr. Martin Bauert maßgeblich gefördert, und von unserem Verein mit dem überwiegenden Teil unserer Mitgliedsbeiträge unterstützt. Die Förderung des Züricher Zoos hatte nun 20-jähriges Jubiläum, weshalb die Projektleiter aus Madagaskar nach Zürich eingeladen waren. Chantal und Felíx haben mich zutiefst beeindruckt. Ich lernte Menschen kennen, die Ruhe, Gelassenheit und Offenheit ausstrahlen. Menschen, die mit großer Überzeugung ihre Projekte voranbringen, weil sie wissen, dass sie gemeinsam mit den Einwohnern den Lebensraum Regenwald erhalten und zurückgewinnen, um zukünftigen Generationen eine lebenswerte Existenz zu schaffen.
Wenn ich im Gegensatz dazu die Hysterie betrachte, die hierzulande oft wegen Belanglosigkeiten (wie zum Beispiel einem Tempolimit oder Wärmepumpen) an den Tag gelegt wird, kann ich mich nur wundern.
Für mich sind diese vielen Begegnungen in jedem Fall ein großes Geschenk und äußerst gesund für meine Welt- und Weitsicht.
Übrigens: Wer einen Eindruck von Masoala erhalten will, sollte unbedingt den Zoo Zürich besuchen. Die Regenwaldabteilung ist wirklich beeindruckend. Und sollte jemand das Projekt unterstützen wollen, ist unsere Vereinskasse eine gute Möglichkeit. •
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