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Effizienz

In meinem Leben tauchen immer wieder Themen auf, die sich für einen bestimmten Zeitraum in den Vordergrund drängen. In letzter Zeit war es das Thema Effizienz. Vielleicht liegt es daran, dass ein sinnvoller Einsatz der eigenen Energien mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnt. 

Den Begriff Effizienz in Zusammenhang mit Musik zu verwenden, wirkt vielleicht etwas eigenartig. Meist verbindet man ihn eher mit wirtschaftlichen oder politischen Prozessen. Trotzdem finde ich es sehr lohnend, ihn auch in den Kontext der Musik zu stellen.

Effizienz bedeutet für mich, Zeit und Energie so nutzen, dass mit möglichst wenig von beidem das bestmögliche Ergebnis erzielt wird. Und nein, das bedeutet eben nicht, dass ich mich unter Druck setzen muss, um schneller zu werden oder mehr Leistung zu bringen. Es bedeutet nur, dass ich das, was ich tue, auf seine Inhaltsfülle und Qualität hinterfrage. 

Nehmen wir als Beispiel das Üben. Natürlich basiert das Üben auf dem Prinzip der Wiederholung. Wenn dieses Wiederholen aber stupide und immer gleich vonstatten geht, wird ab einem gewissen Zeitpunkt kein Fortschritt mehr eintreten. Denn nur wenn Herausforderungen bewältigt werden, treten Entwicklungen zutage. 

Nun kann ich darauf warten, dass mir diese Herausforderungen von meinem Lehrer gestellt werden. Ich kann aber auch in Eigenregie nach kleinen Herausforderungen suchen, an denen ich wachse. Meine Erfahrung zeigt, dass wenige Minuten mit kleinen Herausforderungen stundenlanges stupides Üben im Ergebnis weit übertreffen. 

Gleiches gilt für den Krafteinsatz. Sein Instrument locker und ohne Verspannungen zu spielen, macht lange Konzerte viel weniger kräftezehrend. Meinen Körper also regelmäßig zu dehnen (natürlich ohne Instrument!), wird in Bezug auf die Ausdauer mehr bewirken, als stundenlanges Üben. 

Wir bewegen uns viel zu oft in Gewohnheiten, die im ungünstigsten Fall in Denkmustern münden, die nicht mehr hinterfragt werden. 

Hierzu ein Beispiel, das vielleicht dazu ermutigen kann, im eigenen Hirn nach solchen Denkmustern zu suchen. 

Einer meiner ehemaligen Solohornisten meinte lange Zeit, sich genau 17 Minuten (!) einspielen zu müssen, um eine topp Leistung zu erbringen - die er übrigens über viele Jahre ausnahmslos erbracht hatte. Als er einmal ein Konzert wegen einer verspäteten Ankunftszeit mit weniger als 17 Minuten Einspielzeit hervorragend spielte, habe ich mir erlaubt, ihn darauf hinzuweisen. Er wirkte überrascht, dachte darüber nach und stimmte mir zu. Er spielte sich weiterhin sehr gewissenhaft ein. Wenn es aber mal etwas kürzer sein musste, kam er im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht mehr in inneren Stress. 

Es lohnt also, sich über Effizienz Gedanken zu machen. Die Zeit und Energie, die übrig bleibt, kann nämlich für viel Positives genutzt werden kann – im besten Fall zur Entspannung. 

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