· 

Älter werden

Nun gehöre ich mit Anfang fünfzig bestimmt noch nicht zum alten Eisen. Trotzdem verändert sich seit einiger Zeit (und vor allem mit Beginn meiner 30. Spielzeit bei den Philharmonikern) immer mehr die Perspektive. Meine Zeit am Nürnberger Opernhaus mit eingerechnet, befinde ich mich mitten im letzten Drittel meines Berufslebens. Außerdem ist die Zahl derjenigen Kolleginnen und Kollegen, die länger als ich im Orchester sind, nicht mehr allzu hoch. Irgendwie scheine ich also doch zur älteren Generation der Orchestermitglieder zu gehören. 

Betrachtet man das Älterwerden im Orchester, so ist auch hier etwas zu beobachten, was sich in der Gesellschaft widerspiegelt. Viel mehr Ältere sind länger fit und leistungsfähig als noch vor dreißig Jahren. Auch die Motivation und Spielfreude scheint bei vielen ungebrochen, selbst wenn sie schon lange im Orchester sind. Der Renteneintritt ist nicht das primäre Ziel, was früher, zumindest meinem Eindruck nach, viel öfter zu beobachten war. Für mich selbst gilt Ähnliches. Ich spiele gern, bin körperlich fit und kann meine Erfahrung hilfreich einsetzen. Alles in allem fühle ich mich meiner Aufgabe gewachsen. Gleichzeitig bewundere ich das stetig steigende Niveau derjenigen Kolleginnen und Kollegen, die neu ins Orchester kommen, ebenso aber auch die Souveränität und Stabilität derjenigen, die ihre Aufgaben schon seit Jahrzehnten bravourös erfüllen. Es mag an meinem eigenen Älterwerden liegen, dass mich die Letztgenannten sogar etwas mehr beeindrucken. Diejenigen, die die üblichen Höhen und Tiefen des Lebens durchwandert haben, daraus lernen, mit den Erfahrungen wachsen, und gleichzeitig über Jahre hinweg ihre Aufgaben gewissenhaft erfüllen, sind für mich Vorbilder, an denen ich mich in den restlichen Berufsjahren messen will. Denn eins weiß ich: Die übrigen Jahre im Orchester werden ebenso schnell vergehen, wie die bisherigen.    

Kommentar schreiben

Kommentare: 0