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Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, den ich wirklich mag, schließlich ist er eng mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verbunden. Meist wird der Begriff ja nur in Zusammenhang mit Umweltthemen gebraucht, dabei gilt er meiner Meinung nach für fast alle Lebensbereiche. Jedes Handeln, das eine positive Wirkung auf die Zukunft hat, ist nachhaltig - sofern es nicht rein egoistischen Zwecken dient. Aus diesem Grund ist nachhaltiges Handeln auch ausgesprochen befriedigend. Musik, die berührt ist beispielsweise nachhaltig, weil sich in den Menschen, die sie erreicht, etwas zum Positiven verändert. Spricht man über Umweltthemen, assoziieren viele Menschen, dass sie auf vermeintlich wichtige Sachen verzichten müssen. Das schnelle Autofahren oder das Fliegen beispielsweise. Letzteres ist z.B. bei klassischen Orchestern der erste Aspekt, der voller Bedenken geäußert wird, schlägt man vor, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Auch in meinem Orchester war das nicht anders, als ich gemeinsam mit anderen Kollegen vorschlug, dem Verein „Orchester des Wandels“ beizutreten. Im Orchester des Wandels haben sich mittlerweile die Musiker von 22 deutschen Orchestern zusammengefunden, um ökologische Themen in den Fokus zu rücken. Zum einen soll die Kraft der Musik genutzt werden, um auf diese Themen aufmerksam zu machen, gleichzeitig unterstützen sich die Mitgliedsorchester unter Mithilfe von Fachleuten in der Initiierung und Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen. Die Mitgliedsbeiträge finanzieren ein Projekt, das die Wiederaufforstung einer Regenwaldregion in Madagaskar fördert, deren Baumbestände für den Bau von Streichinstrumenten gerodet wurden. Vierte Säule des Vereins ist ein eigenes Kompensationsmodell, das unvermeidlichen CO2-Ausstoß durch Zahlungen in ökologische Förderprojekte ausgleicht. 

Sich mit den Kollegen anderer Orchester auszutauschen macht viele Freude. Beschäftigt man sich mit Nachhaltigkeit, ist der spannendste Aspekt, dass sich umso mehr Möglichkeiten eröffnen, je tiefer man in die Materie eintaucht. Mir geht es so, dass ich mittlerweile viel mehr die Potentiale sehe, die solche Veränderungen mit sich bringen, als dass ich den Verzicht als Bedrohung empfinde. Nehmen wir das Thema Orchesterreisen. Sie gänzlich zu unterlassen wäre unsinnig. Kultureller Austausch ist wichtig, weil er gegenseitiges Verständnis fördert und verbindend wirkt. Die Frage, der man sich aber offen stellen muss ist, ob der hohe CO2-Ausstoß zu rechtfertigten ist, sofern ein kultureller Austausch allein darin besteht, hinzufliegen, ein Konzert zu spielen und wieder abzureisen. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Selbst wenn man die Flüge kompensiert, wäre es doch viel spannender, das Potential der vielen hervorragenden Musiker für mehr zu nutzen, als nur für ein Konzert. Fängt man an, darüber nachzudenken, findet man verschiedenste Möglichkeiten. Das Reisen würde noch viel mehr Wirkung erzielen und alle Seiten würden davon profitieren. 

Sie sehen, so über dieses Thema nachzudenken, hat eine ganz andere Energie, als ausschließlich den Verzicht zu betrachten. Immer dann, wenn ich auf diese konstruktive Weise in Themen der Nachhaltigkeit eintauche, merke ich, dass es lohnt, sich mit ihnen zu beschäftigen. Die Notwendigkeit steht ja ohnehin außer Frage.

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